One. Food. Wonder.

Wenn ein Gericht alle satt macht.

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Wer den Disneyfilm “Ein Königreich für ein Lama” gesehen hat, erinnert sich bestimmt an die Stelle als Kuzco und Poncho in einem mit Stroh bedeckten Haus am Hang der Anden ihren Hunger stillen möchten. Die Besitzerin, eine griesgrämige, zerknitterte alte Frau mit Hula-Hula Ketten begrüßt sie monoton mit den Worten: ”Hallo. Das ist ein Fleischrestaurant. Unsere Hauptspezialität ist Fleisch!” Wie? Nur Fleisch? Das ist doch total einseitig und eintönig, zum Glück gibt’s sowas nur in einem Zeichentrickfilm.

Überraschung: Denn aus Fiktion ist Realität geworden. One Food Wonder nennt sich der Trend aus New York, bei dem Restaurants nur auf ein Gericht oder ein besonderes Getränk spezialisieren. Mehr gibt’s nicht – aber das, was sie anbieten, richtig gut und günstig.

Dank der Confeitaria Pastéis de Belém, einem der ersten One-Food-Wonder, platzt die Straßenbahn in Lissabon regelmäßig ab 10 Uhr fast aus allen Nähten. Knuspriger Blätterteig gefüllt mit einer warmen Eiersahnecréme, darauf etwas Zimt und fertig sind die Pastéis de nata – eins der beliebtesten Süßgerichte aus Portugal. Auch in Deutschland findet man ab und zu passable Varianten, aber nirgends sind sie so köstlich wie in Belém. Das Rezept? Top Secret. Nur eins ist bekannt: Neben dem Torre und dem Hieronymuskloster gilt die kleine Konditorei als absolute Attraktion, die sowohl Einheimische als auch neugierige Touristen durch ihren süßen Duft anlockt und in einer meterlangen Schlange in ihren Bann zieht.

Als Trend wurde das One Food Wonder allerdings in New York erklärt: In den USA sprießen mittlerweile One-Food-Restaurants wie Pilze aus dem Boden. Aber auch in deutschen Großstädten findet der Trend mit Only-Porridge-, Cupcakes-, Ramen-, Burger, Pommes, Gulasch und viel-mehr-aber-immer-nur-von-einer-Sache-Restaurants und Bars seinen Einzug. Das liegt vorallem daran, dass sich unsere Esskultur in den letzten Jahren gewandelt hat. Früher wollten wir eine ausgiebige Speisekarte mit ganz viel Auswahl. Wenn es viel zu Wählen gibt, glauben wir besonders viel Gutes serviert zu bekommen. Wie majestätisch. Leider waren die größten Speisekarten auch immer die, deren Gerichte am wenigsten geschmeckt haben. Heute weiß man es besser. Unsere Prios haben sich verändert. Wir sind schnelllebiger geworden, haben weniger Zeit für gesundes Essen – und wenn wir sie uns nehmen, dann soll es etwas besonderes sein. Eine selbstgekochte Ramensuppe mit Brühe ganz nach unserem Geschmack. Verzierte Cupcakes, die schmecken wie aus Omas Küche. Oder ein saftiges Gulasch, das duftet wie der letzte Balatonurlaub. Essen ist für uns Genuss im Alltag – und weil wir nicht viel Zeit haben, möchten wir im Restaurant nicht lange überlegen, was wir essen wollen. Wir entscheiden uns im Vorfeld und genießen dann einfach. Das ist der Grund, warum das One-Food-Wunder auch richtig boomt.

2020. 10101010 20202020findeo Redaktion
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