Die eritreische Kaffeezeremonie vereint Kulinarik mit Kultur
Genet erzählt uns, dass der Kaffee hauptsächlich von Frauen zubereitet wird, während sie die noch grünen Lektemi-Bohnen über einem Gasofen röstet. Es riecht intensiv nach Feuer und den Röstaromen des Kaffees. “Jedes Mädchen lernt die notwendigen Fähigkeiten im Laufe der Zeit”. Wir merken schnell, dass es im Vergleich zum deutschen Kaffeeklatsch hier nicht nur um Gesellschaft, sondern um die wichtigsten Aspekte der eritreischen Kultur geht: Stolz, Respekt und Leidenschaft.
Genet nimmt die gerösteten Bohnen vom Feuer und geht auf uns zu. “Wedel dir den Rauch zu und atme ihn ein!” sagt sie, “das bringt Glück in dein Leben”. Anschließend mahlt sie die noch heißen Bohnen mit einem Mörser klein und gibt Gewürze dazu. Sie füllt Wasser in die Jabeba – ein kürbisförmiger Behälter – und lässt das Gemisch aufkochen. Ein atemberaubender Duft von Kaffee, Ingwer und Weihrauch liegt in der Luft.
Kaffee wird in Eritrea jeden Tag 3-4 Mal in einem Ritual zelebriert
Anschließend nimmt sie den Behälter noch ein paar mal vom Feuer, um den Sud nicht anbrennen zu lassen. Als wir sie auf die routinierte Arbeitsweise ansprechen, lacht Genet:” In unserer Heimat ist es üblich, 3-4 Mal Kaffee am Tag zu trinken. Im Vergleich zu Deutschland trinken wir ihn auch nicht allein, sondern immer mit Freunden, Familie und Nachbarn. Kaffee bringt uns näher zusammen.” Nach ca. 30 Minuten ist der Kaffee fertig. Genet schenkt mehrere kleine Tässchen aus der Jabeba ein, fügt ein paar Löffel Zucker hinzu und serviert sie uns.
Und wie schmeckt er? Der Gewürz-Kaffee?
Der Geschmack ist atemberaubend: Zuerst die Süße des Zuckers, dann die Bitterstoffe des Kaffees und später die Schärfe des Ingwers. Wir trinken den Kaffee, bringen ihn höflich zurück und wollen uns eigentlich verabschieden, als Gigi lacht und uns zum hinsetzen bewegt:” Das war nur die erste Tour. Es gibt noch Zwei weitere!” Wer also eine eritreische Kaffeezeremonie erleben möchte, der sollte viel Zeit mitbringen.