Der Kaffeedeuter

Es gibt Menschen, die können in einen Kaffeebecher schauen und euch die Zukunft voraus sagen. Stefan hingegen, kann in einen Kaffeebecher schauen und euch sagen, ob es ein guter Kaffee ist. Wenn er beginnt über seine Leidenschaft zu sprechen, dann redet er etwas schneller als gewohnt, verliert sich in Details und seine Stimme bebt etwas. Das war aber nicht immer so. Ungefähr so wie bei diesem einen Lied “1000 mal berührt, 1000 mal ist nichts passiert” gab es dieses eine Erlebnis, das bei Stefan die Liebe zum Kaffee auslöse: in seinem Fall war das die erste Siebträgermaschine, die er von seiner Mutter zum Geburtstag bekommen hat.

Zeit für eine Kaffeepause
Kaffee ist das liebste Heißgetränk der Deutschen. Wir treffen uns “zum Kaffee”, bei Feiern gibt es “Kaffee und Kuchen” und im Büro gönnen wir uns ab und an eine “Kaffeepause”. Aber nicht nur in der Sprache ist das koffeinhaltige Getränk beliebt. Wenn wir unseren Kaffeekonsum nochmal in Zahlen fassen, trinkt ein Deutscher rund 164 Liter Kaffee pro Jahr und damit ist der Kaffee unangefochten das beliebteste Getränk in unseren To-Go-Bechern.

Komisch, dass es trotz der großen Beliebtheit keine wirklich große Kaffeeauswahl bei uns gibt. Wenn wir die Getränkekarten von unseren Lieblingscafés durchstöbern, finden wir meistens neben dem klassischen schwarzen Kaffee noch Cappuccino, Latte Macchiato und Espresso. Das höchste der Gefühle ist vielleicht noch ein Cortado – das war’s dann aber auch schon mit der ausschweifenden Kaffeeauswahl, die sich auf ein oder zwei Sorten inklusive Milchschaum beschränkt. Was wäre, wenn Stefan ein Café mit eigener Rösterei eröffnet, in dem es 12 unterschiedliche Kaffeesorten und nur einen Kuchen gibt?

Was wäre wenn ...
Als er seine Idee brühwarm und ungefiltert mitteilt, erhält Stefan nicht unbedingt Zuspruch von seinem Umfeld. Funktioniert hat sie trotzdem. Nach acht Jahren ist das Mòkuska, was übrigens übersetzt Eichhörnchen bedeutet, der Kaffee-Hotspot in Stuttgart, der vor allem für seine hellen, fruchtigen Röstungen bekannt ist. Zur Auswahl gibt es sechs hauseigene Filterkaffee-, sechs Espresso- oder Aktionssorten, die das Café sowohl als Röstung zum daheim Trinken als auch für den Kaffeegenuss in dem schnuckeligen kleinen Café anbietet.

Das Mòkuska ist aber kein gewöhnliches Café. Das besondere ist, dass ihr mit eurer Auswahl nicht alleine gelassen werdet. Natürlich dürft ihr einfach euren Lieblingscafé direkt bestellen, aber wenn ihr mal etwas Neues ausprobieren wollt oder unsicher seid, stehen euch fachkundige Baristas mit Rat und Tat zur Seite und nehmen sich gerne sogar etwas mehr Zeit für euch. Bei der intensiven Beratung spielen Faktoren wie Geschmack, Kaffeemaschine und Trinkgewohnheiten eine Rolle, die ergründet werden um euch den perfekten Kaffee oder die perfekte Röstung servieren zu können.

Natürlich hat Qualität einen Preis. Alle Kaffees bei Mòkuska sind fairtrade und damit auch um einiges teurer, als die Mitbewerber. Wir können euch aber versichern, dass es sich geschmacklich auf jeden Fall lohnt – und mit gutem Gewissen schmeckt der Kaffee sogar noch um einiges besser. Unser Tipp: Zu dem Kaffee noch eine der beliebten Zimtschnecken mitnehmen, die lohnen sich auf jeden Fall.

Mit Elimba im Kakao-Rausch

Elias sitzt in dieser Holzhütte. Hinter ihm der peruanische Wald und dahinter wohl irgendwo das Dorf, in dem er wohnt. Um ihn herum sitzen noch mindestens 20 andere Personen, die auch alle das gleiche tun wie er: im Schneidersitz schunkeln sie zu Mantren, die der langbärtige Mann, der ihnen gegenüber sitzt, singt. Elias ist verkrampft. ”Vielleicht war es doch keine so gute Idee mit der Kakao-Zeremonie”, denkt er, während er aus Höflichkeit den gleichbleibenden Gesang mitsummt. Trotzdem etwas leiser, wie die Stimmen der anderen. Man will ja nicht negativ auffallen. Irgendwann läuft eine Frau umher, in ihren Händen eine silberne Thermoskanne. Der Raum füllt sich mit dem Duft von heißem Kakao und Gewürzen. Auch Elias wird eingeschenkt, aber als er den ersten Schluck nimmt, verzieht er erst einmal das Gesicht. Bitter und scharf – und das soll Kakao sein? Keine zehn Minuten später, merkt er wie es ihm regelrecht warm ums Herz wird. Er beginnt sich glücklich und gelöst zu fühlen. Vielleicht ist diese Kraft des Kakaos gar nicht mal so übel?

Abwarten und Kakao trinken? Nein!
Fasziniert von der belebenden Wirkung des Kakaos, will Elias seine Erfahrung teilen. Zuerst mit seiner Mutter Barbara, die er für eine Verköstigung direkt nach Peru einläd. Wie ihr Sohn ist sie auch gleich nach der ersten Zeremonie dem Trank der Götter verfallen. Getrieben von Euphorie reisen beide von Plantage zu Plantage in Südamerika und begutachten die verschiedensten Kakaoarten von Anbau bis zur Verarbeitung. Später begeistern sie mit Erfahrung und mitgebrachtem ihre Freunde – und noch später sogar ganz Deutschland. Man kann quasi sagen, dass Elias nach Südamerika gegangen und mit einer neuen Geschäftsidee zurückgekommen ist: Das Kakaoritual mit einer neuen, leckeren Rezeptur nach Deutschland zu bringen.

Kakao vs. Schokolade: Was ist anders?
Beginnen wir erstmal bei der Konsistenz. Anders als bei gewöhnlicher Trinkschokolade ist Elimba kein Pulver, sondern erinnert an einen lehmartigen Klumpen. Das liegt daran, dass Rohkakao nicht geröstet und gemahlen, sondern in seiner Ursprungsform zerkleinert wird und deshalb frisch und krümelig bleibt. Das hat viele Vorteile wie zum Beispiel, dass er viele Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien enthält – ja sogar als Superfood gilt. Dazu kommt, dass Elias und Barbara nur eine spezielle Kakaoart, die sogenannte Criollo, für ihren Elimba-Kakao verwenden. Sie ist nach der Verarbeitung nicht mehr so bitter und lässt sich gut mit Kardamom, Zimt, Vanille und Chili würzen. Mehr ist in dem Elimba-Rezept nicht drin. So gesehen ist der Trinkkakao also viel gesünder als pure Schokolade, enthält aber trotzdem einige Kalorien: eine Schale des Getränks ersetzt eine ganze Mahlzeit.

So bereitet ihr euren Elimba zu
Es versteht sich fast von selbst, dass auch die Zubereitung von Elimba ein kleines Ritual ist. Keine Sorge, das hört sich zeitintensiv an, dauert in der Regel aber maximal fünf Minuten. Alles was ihr dafür braucht, ist ein Topf und Soja-, Hafer- oder Mandelmilch oder Wasser. Einfach alles zusammenrühren, fünf Minuten erhitzen und am besten noch aufschäumen. mhhhh.

Übrigens: Kakao setzt nicht nur den Botenstoff Serotonin frei, sondern gilt auch als Aphrodisiakum. Wenn ihr also ein Date habt, dann überlegt doch mal, ob ihr euch zum Elimba-Trinken verabredet.

Gedanken bei einem Dinner in the Dark.

Totale Finsternis sind wir einfach nicht mehr gewohnt
Wer schon einmal bei einem Dinner in the dark gewesen ist, kennt diese Gedanken. Wer sich zu einem Essen im Dunkeln anmeldet, weiß, dass es dort zappenduster sein wird. Logisch.Trotzdem geraten wir nach ein paar Sekunden Finsternis in Panik. Warum? Das liegt vielleicht daran, dass wir absolute Dunkelheit gar nicht gewohnt sind. Irgendwo gibt es immer eine Leuchtreklame, eine Straßenlaterne oder ein Scheinwerfer, die uns den Weg erleuchten oder unser Schlafzimmer beleuchten. Hier nicht.

Dieser Schockzustand dauert allerdings nicht lange an. Nach ein paar Sekunden der Überforderung findet man sich mit der Situation ab und entdeckt dadurch sogar auch neue Wege der Wahrnehmung. Unser Augenlicht gleichen wir langsam mit dem Hör- und Tastsinn aus, aber daran müssen wir uns auch erstmal gewöhnen.

Auf einmal stellst du dir Fragen, über die du sonst lachen würdest
Wo ist mein Besteck? Ist das Essen schon da? Wie esse ich das jetzt? Was esse ich da? Das sind Fragen, die wir uns in hellen Räumen niemals stellen würden. Das Auge isst nunmal mit. Ohne unsere visuelle Prägung können wir uns kaum auf unsere Geschmacksnerven verlassen. Was wir essen, wie und ob wir genießen, hängt mittlerweile von dem optischen Eindruck, den wir haben, ab. Auf einmal dampft es von unten hoch. Das bedeutet wohl, der Hauptgang steht auf dem Tisch – und damit wohl auch das intensivste Geschmackserlebnis, seitdem wir schmecken gelernt haben. Es ist erstaunlich, wie viele Geschmacksnuancen wir wahrnehmen und wie wenig wir sie zusammenbringen können. Was wir da gerade gegessen haben, kann niemand der über dreißig Gäste richtig beantworten.

Das Fazit aus dem Dinner in the Dark
Wir haben verlernt, richtig zu schmecken und zu genießen. Wir wollen schön angerichtete Mahlzeiten, die wir dann in Sekundenbruchteilen verschlingen. Geschmack wird da zur Nebensache und darum geht es ja beim Essen. Die Message ist klar: Nicht nur Slow Food, sondern auch Slow Eating! Denn wer sein Essen intensiv und mit Zeit genießt, der hat im Endeffekt mehr Gaumenfreude im Leben.

Die Zeremonie.

Die eritreische Kaffeezeremonie vereint Kulinarik mit Kultur
Genet erzählt uns, dass der Kaffee hauptsächlich von Frauen zubereitet wird, während sie die noch grünen Lektemi-Bohnen über einem Gasofen röstet. Es riecht intensiv nach Feuer und den Röstaromen des Kaffees. “Jedes Mädchen lernt die notwendigen Fähigkeiten im Laufe der Zeit”. Wir merken schnell, dass es im Vergleich zum deutschen Kaffeeklatsch hier nicht nur um Gesellschaft, sondern um die wichtigsten Aspekte der eritreischen Kultur geht: Stolz, Respekt und Leidenschaft.

Genet nimmt die gerösteten Bohnen vom Feuer und geht auf uns zu. “Wedel dir den Rauch zu und atme ihn ein!” sagt sie, “das bringt Glück in dein Leben”. Anschließend mahlt sie die noch heißen Bohnen mit einem Mörser klein und gibt Gewürze dazu. Sie füllt Wasser in die Jabeba – ein kürbisförmiger Behälter – und lässt das Gemisch aufkochen. Ein atemberaubender Duft von Kaffee, Ingwer und Weihrauch liegt in der Luft.

Kaffee wird in Eritrea jeden Tag 3-4 Mal in einem Ritual zelebriert
Anschließend nimmt sie den Behälter noch ein paar mal vom Feuer, um den Sud nicht anbrennen zu lassen. Als wir sie auf die routinierte Arbeitsweise ansprechen, lacht Genet:” In unserer Heimat ist es üblich, 3-4 Mal Kaffee am Tag zu trinken. Im Vergleich zu Deutschland trinken wir ihn auch nicht allein, sondern immer mit Freunden, Familie und Nachbarn. Kaffee bringt uns näher zusammen.” Nach ca. 30 Minuten ist der Kaffee fertig. Genet schenkt mehrere kleine Tässchen aus der Jabeba ein, fügt ein paar Löffel Zucker hinzu und serviert sie uns.

Und wie schmeckt er? Der Gewürz-Kaffee?
Der Geschmack ist atemberaubend: Zuerst die Süße des Zuckers, dann die Bitterstoffe des Kaffees und später die Schärfe des Ingwers. Wir trinken den Kaffee, bringen ihn höflich zurück und wollen uns eigentlich verabschieden, als Gigi lacht und uns zum hinsetzen bewegt:” Das war nur die erste Tour. Es gibt noch Zwei weitere!” Wer also eine eritreische Kaffeezeremonie erleben möchte, der sollte viel Zeit mitbringen.