Ganz viele Farben für die Seele

Eigentlich sind Künstler gerade nicht so gut drauf. Aber wenn man mit Soyeon telefoniert, kann man sie durchs Telefon lächeln hören. “Gestern hatte ich einfach Lust zu Singen. Dann hab ich mir mein Karaoke-Mikrofon geschnappt und bin durch die Wohnung getanzt.” Sie lacht, ihre Augen glänzen. “Lass uns mal ein paar verrückte Fotos machen!”, fordert sie unseren Fotografen auf und klemmt einen Pinsel in die Oberlippe. Lebensfreude, von der wir auch gerne etwas hätten.

Das Studio für gute Gefühle
Zum Glück teilt Soyeon gerne und gibt uns etwas ab. Im Studio KUQU dürfen Kunstbegeisterte sich jetzt gemeinsam mit ihr kreativ austoben. “Viele Menschen sind gestresst und suchen nach einem achtsamen Ausgleich zum stressigen Alltag. In meinen Workshops geht es deshalb nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu erschaffen”, so die Wahl-Stuttgarterin, die ihr Atelier im Osten der Stadt hat. “Ich möchte Menschen dazu ermutigen, selbst künstlerisch aktiv zu werden. In vielen schlummert der Traum, sich selbst zu verwirklichen. Aber irgendwie wissen sie nicht, wie sie damit anfangen sollen. Ich helfe ihnen dabei, Kreativitätstechniken zu erlernen, die sie auch daheim fortführen können.” Das Soyeon ihren Lehrlingen helfen möchte, merkt man auch an ihrem breiten Angebot: Sie dürfen zwischen Töpfern, Aquarellmalen, Linoldruck und Zeichnen als Workshop wählen. Wir waren sehr erstaunt, denn als Teilnehmer müssen wir absolut NICHTS mitbringen. Alle Materialien sind bereits inbegriffen und damit ist der Preis mehr als fair.

Wer daheim gerne weiter üben möchte, der kann sich zwischen zwei zusammengestellten Farben- und Stiftesets zusätzlich entscheiden. ”Es macht mir so viel Spaß, wenn ich so viele unterschiedliche Menschen kennenlernen darf. Es kommen von Ärzten und Rechtsanwälten bis zu Mütter mit ihren Kindern zu mir. Wenn ich sehe, wieviel Spaß sie in meinen Workshops haben, dann geht mein Herz auf. Oft sind sie so begeistert, dass sie sich noch lange danach bei mir bedanken oder mich nach Feedback fragen”, freut sie sich.

Kreativ werden für einen guten Zweck
Aktuell finden Soyeons Workshops nur online statt. Normalerweise kannst du es auch als Firmenfeier oder Geburtstag buchen. Wenn du aber noch kein Weihnachtsgeschenk hast und nach einer kreativen Idee suchst, kannst du auch einen Gutschein für einen Kurs oder ein Set kaufen. Dein Geld ist bei Soyeon gut angelegt, denn sie unterstützt mit einem Teil (des sowieso schon sehr erschwinglichen Preises) Naturschutzprojekte rund um die Welt.

Der Kaffeedeuter

Es gibt Menschen, die können in einen Kaffeebecher schauen und euch die Zukunft voraus sagen. Stefan hingegen, kann in einen Kaffeebecher schauen und euch sagen, ob es ein guter Kaffee ist. Wenn er beginnt über seine Leidenschaft zu sprechen, dann redet er etwas schneller als gewohnt, verliert sich in Details und seine Stimme bebt etwas. Das war aber nicht immer so. Ungefähr so wie bei diesem einen Lied “1000 mal berührt, 1000 mal ist nichts passiert” gab es dieses eine Erlebnis, das bei Stefan die Liebe zum Kaffee auslöse: in seinem Fall war das die erste Siebträgermaschine, die er von seiner Mutter zum Geburtstag bekommen hat.

Zeit für eine Kaffeepause
Kaffee ist das liebste Heißgetränk der Deutschen. Wir treffen uns “zum Kaffee”, bei Feiern gibt es “Kaffee und Kuchen” und im Büro gönnen wir uns ab und an eine “Kaffeepause”. Aber nicht nur in der Sprache ist das koffeinhaltige Getränk beliebt. Wenn wir unseren Kaffeekonsum nochmal in Zahlen fassen, trinkt ein Deutscher rund 164 Liter Kaffee pro Jahr und damit ist der Kaffee unangefochten das beliebteste Getränk in unseren To-Go-Bechern.

Komisch, dass es trotz der großen Beliebtheit keine wirklich große Kaffeeauswahl bei uns gibt. Wenn wir die Getränkekarten von unseren Lieblingscafés durchstöbern, finden wir meistens neben dem klassischen schwarzen Kaffee noch Cappuccino, Latte Macchiato und Espresso. Das höchste der Gefühle ist vielleicht noch ein Cortado – das war’s dann aber auch schon mit der ausschweifenden Kaffeeauswahl, die sich auf ein oder zwei Sorten inklusive Milchschaum beschränkt. Was wäre, wenn Stefan ein Café mit eigener Rösterei eröffnet, in dem es 12 unterschiedliche Kaffeesorten und nur einen Kuchen gibt?

Was wäre wenn ...
Als er seine Idee brühwarm und ungefiltert mitteilt, erhält Stefan nicht unbedingt Zuspruch von seinem Umfeld. Funktioniert hat sie trotzdem. Nach acht Jahren ist das Mòkuska, was übrigens übersetzt Eichhörnchen bedeutet, der Kaffee-Hotspot in Stuttgart, der vor allem für seine hellen, fruchtigen Röstungen bekannt ist. Zur Auswahl gibt es sechs hauseigene Filterkaffee-, sechs Espresso- oder Aktionssorten, die das Café sowohl als Röstung zum daheim Trinken als auch für den Kaffeegenuss in dem schnuckeligen kleinen Café anbietet.

Das Mòkuska ist aber kein gewöhnliches Café. Das besondere ist, dass ihr mit eurer Auswahl nicht alleine gelassen werdet. Natürlich dürft ihr einfach euren Lieblingscafé direkt bestellen, aber wenn ihr mal etwas Neues ausprobieren wollt oder unsicher seid, stehen euch fachkundige Baristas mit Rat und Tat zur Seite und nehmen sich gerne sogar etwas mehr Zeit für euch. Bei der intensiven Beratung spielen Faktoren wie Geschmack, Kaffeemaschine und Trinkgewohnheiten eine Rolle, die ergründet werden um euch den perfekten Kaffee oder die perfekte Röstung servieren zu können.

Natürlich hat Qualität einen Preis. Alle Kaffees bei Mòkuska sind fairtrade und damit auch um einiges teurer, als die Mitbewerber. Wir können euch aber versichern, dass es sich geschmacklich auf jeden Fall lohnt – und mit gutem Gewissen schmeckt der Kaffee sogar noch um einiges besser. Unser Tipp: Zu dem Kaffee noch eine der beliebten Zimtschnecken mitnehmen, die lohnen sich auf jeden Fall.

Mit Elimba im Kakao-Rausch

Elias sitzt in dieser Holzhütte. Hinter ihm der peruanische Wald und dahinter wohl irgendwo das Dorf, in dem er wohnt. Um ihn herum sitzen noch mindestens 20 andere Personen, die auch alle das gleiche tun wie er: im Schneidersitz schunkeln sie zu Mantren, die der langbärtige Mann, der ihnen gegenüber sitzt, singt. Elias ist verkrampft. ”Vielleicht war es doch keine so gute Idee mit der Kakao-Zeremonie”, denkt er, während er aus Höflichkeit den gleichbleibenden Gesang mitsummt. Trotzdem etwas leiser, wie die Stimmen der anderen. Man will ja nicht negativ auffallen. Irgendwann läuft eine Frau umher, in ihren Händen eine silberne Thermoskanne. Der Raum füllt sich mit dem Duft von heißem Kakao und Gewürzen. Auch Elias wird eingeschenkt, aber als er den ersten Schluck nimmt, verzieht er erst einmal das Gesicht. Bitter und scharf – und das soll Kakao sein? Keine zehn Minuten später, merkt er wie es ihm regelrecht warm ums Herz wird. Er beginnt sich glücklich und gelöst zu fühlen. Vielleicht ist diese Kraft des Kakaos gar nicht mal so übel?

Abwarten und Kakao trinken? Nein!
Fasziniert von der belebenden Wirkung des Kakaos, will Elias seine Erfahrung teilen. Zuerst mit seiner Mutter Barbara, die er für eine Verköstigung direkt nach Peru einläd. Wie ihr Sohn ist sie auch gleich nach der ersten Zeremonie dem Trank der Götter verfallen. Getrieben von Euphorie reisen beide von Plantage zu Plantage in Südamerika und begutachten die verschiedensten Kakaoarten von Anbau bis zur Verarbeitung. Später begeistern sie mit Erfahrung und mitgebrachtem ihre Freunde – und noch später sogar ganz Deutschland. Man kann quasi sagen, dass Elias nach Südamerika gegangen und mit einer neuen Geschäftsidee zurückgekommen ist: Das Kakaoritual mit einer neuen, leckeren Rezeptur nach Deutschland zu bringen.

Kakao vs. Schokolade: Was ist anders?
Beginnen wir erstmal bei der Konsistenz. Anders als bei gewöhnlicher Trinkschokolade ist Elimba kein Pulver, sondern erinnert an einen lehmartigen Klumpen. Das liegt daran, dass Rohkakao nicht geröstet und gemahlen, sondern in seiner Ursprungsform zerkleinert wird und deshalb frisch und krümelig bleibt. Das hat viele Vorteile wie zum Beispiel, dass er viele Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien enthält – ja sogar als Superfood gilt. Dazu kommt, dass Elias und Barbara nur eine spezielle Kakaoart, die sogenannte Criollo, für ihren Elimba-Kakao verwenden. Sie ist nach der Verarbeitung nicht mehr so bitter und lässt sich gut mit Kardamom, Zimt, Vanille und Chili würzen. Mehr ist in dem Elimba-Rezept nicht drin. So gesehen ist der Trinkkakao also viel gesünder als pure Schokolade, enthält aber trotzdem einige Kalorien: eine Schale des Getränks ersetzt eine ganze Mahlzeit.

So bereitet ihr euren Elimba zu
Es versteht sich fast von selbst, dass auch die Zubereitung von Elimba ein kleines Ritual ist. Keine Sorge, das hört sich zeitintensiv an, dauert in der Regel aber maximal fünf Minuten. Alles was ihr dafür braucht, ist ein Topf und Soja-, Hafer- oder Mandelmilch oder Wasser. Einfach alles zusammenrühren, fünf Minuten erhitzen und am besten noch aufschäumen. mhhhh.

Übrigens: Kakao setzt nicht nur den Botenstoff Serotonin frei, sondern gilt auch als Aphrodisiakum. Wenn ihr also ein Date habt, dann überlegt doch mal, ob ihr euch zum Elimba-Trinken verabredet.

Die Zeremonie.

Die eritreische Kaffeezeremonie vereint Kulinarik mit Kultur
Genet erzählt uns, dass der Kaffee hauptsächlich von Frauen zubereitet wird, während sie die noch grünen Lektemi-Bohnen über einem Gasofen röstet. Es riecht intensiv nach Feuer und den Röstaromen des Kaffees. “Jedes Mädchen lernt die notwendigen Fähigkeiten im Laufe der Zeit”. Wir merken schnell, dass es im Vergleich zum deutschen Kaffeeklatsch hier nicht nur um Gesellschaft, sondern um die wichtigsten Aspekte der eritreischen Kultur geht: Stolz, Respekt und Leidenschaft.

Genet nimmt die gerösteten Bohnen vom Feuer und geht auf uns zu. “Wedel dir den Rauch zu und atme ihn ein!” sagt sie, “das bringt Glück in dein Leben”. Anschließend mahlt sie die noch heißen Bohnen mit einem Mörser klein und gibt Gewürze dazu. Sie füllt Wasser in die Jabeba – ein kürbisförmiger Behälter – und lässt das Gemisch aufkochen. Ein atemberaubender Duft von Kaffee, Ingwer und Weihrauch liegt in der Luft.

Kaffee wird in Eritrea jeden Tag 3-4 Mal in einem Ritual zelebriert
Anschließend nimmt sie den Behälter noch ein paar mal vom Feuer, um den Sud nicht anbrennen zu lassen. Als wir sie auf die routinierte Arbeitsweise ansprechen, lacht Genet:” In unserer Heimat ist es üblich, 3-4 Mal Kaffee am Tag zu trinken. Im Vergleich zu Deutschland trinken wir ihn auch nicht allein, sondern immer mit Freunden, Familie und Nachbarn. Kaffee bringt uns näher zusammen.” Nach ca. 30 Minuten ist der Kaffee fertig. Genet schenkt mehrere kleine Tässchen aus der Jabeba ein, fügt ein paar Löffel Zucker hinzu und serviert sie uns.

Und wie schmeckt er? Der Gewürz-Kaffee?
Der Geschmack ist atemberaubend: Zuerst die Süße des Zuckers, dann die Bitterstoffe des Kaffees und später die Schärfe des Ingwers. Wir trinken den Kaffee, bringen ihn höflich zurück und wollen uns eigentlich verabschieden, als Gigi lacht und uns zum hinsetzen bewegt:” Das war nur die erste Tour. Es gibt noch Zwei weitere!” Wer also eine eritreische Kaffeezeremonie erleben möchte, der sollte viel Zeit mitbringen.

Kokumi als neue Geschmacksrichtung.

Neben süß, sauer, bitter, salzig und umami gibt es noch kokumi
Kokumi heißt die Antwort und wird auch unser sechster Sinn genannt. Übersetzt man es eins zu eins aus dem japanischen bedeutet es köstlich – und genau das sind die Speisen, die diesen Geschmacksbereich ansprechen. Kokumi hat keinen Eigengeschmack. Es ist weder süß, salzig, sauer, bitter noch umami. Unser sechster Sinn beschreibt eigentlich alles, was das Essen schön macht: Wohlfühlen, das Zusammenspiel der Geschmäcker erleben und das Glücklich sein nach einem neuen, spannenden Essen.

So entsteht kokumi auf unserer Zunge
Kokumi entsteht in vielen Lebensmitteln. Forscher haben chemische Verbindungen, die an der Entstehung beteiligt sind, in Gouda, fermentiertem Kohl, Kürbis, Schmorgerichten und in mehr als 20 Pilzsorten nachgewiesen. Der Gewinner: Der Pfifferling. Er enthält einen Großteil der Substanzen, die den Kokumi-Effekt erzeugen. Das Besondere am Kokumi-Effekt ist, dass viele gemeinsame Zutaten eine neues Geschmackserlebnis schaffen. Beim Pfifferling kann man sich das sogar wie eine Art Geschmacksverstärker vorstellen.